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21 May
21May

Als Einzelunternehmer wissen Sie: Produktbilder sind entscheidend für den Online-Verkaufserfolg. Doch haben Sie sich schon einmal gefragt, ob die Reihenfolge Ihrer Produktbilder einen messbaren Einfluss auf die Kaufbereitschaft Ihrer Kunden hat?

Die Antwort ist ein eindeutiges Ja. Aktuelle Forschung von Lee et al. (2024) belegt: Die optimale Reihenfolge ist zuerst isolierte Produktbilder, dann Kontextbilder. Diese Sequenz kann Ihre Conversion-Rate signifikant steigern – und das durch eine simple Umstellung, die Sie noch heute umsetzen können.


Die zwei Phasen der Kaufentscheidung

Um zu verstehen, warum diese Reihenfolge so wirksam ist, müssen wir einen Blick auf die kognitiven Prozesse unserer Kunden werfen. Jede Kaufentscheidung durchläuft zwei distinkte Phasen:

Phase 1: Die Auswahlphase

In dieser ersten Phase vergleicht und bewertet der Kunde verschiedene Optionen. Hier sind isolierte Produktbilder (Freistellungen ohne Hintergrund) überlegen, weil sie:

  • Einen klaren, unabgelenkten Blick auf das Produkt ermöglichen
  • Rationale Vergleiche zwischen Alternativen erleichtern
  • Die Konzentration auf faktische Eigenschaften fördern
  • Grössenunterschiede und Details besser hervorheben

Diese klinische, sachliche Darstellung bedient das analytische Denken, das in der Auswahl- und Vergleichsphase dominiert.


Phase 2: Die Kaufentscheidungsphase

Nachdem die rationale Bewertung abgeschlossen ist, tritt der Kunde in die emotionale Entscheidungsphase ein. Hier gewinnen Kontextbilder (das Produkt in seiner Nutzungsumgebung) die Oberhand, weil sie:

  • Die mentale Simulation der Produktnutzung fördern
  • Emotionale Verbindungen zum Produkt aufbauen
  • Das "Ownership-Gefühl" verstärken
  • Den abstrakten Wert in konkreten Nutzen übersetzen

Kontextbilder helfen Kunden dabei, das Produkt als Teil ihres Lebens zu sehen – ein entscheidender Schritt für die finale Kaufentscheidung.


Die Forschung bestätigt: Reihenfolge bestimmt den Erfolg

Die Studie von Lee et al. (2024) im Journal of Product & Brand Management belegt diesen Zusammenhang eindeutig. Bei Tests mit verschiedenen Produktkategorien zeigte sich: Die Konversionsrate war signifikant höher, wenn Kunden zuerst isolierte Bilder und danach Kontextbilder sahen.

Interessant war auch das Ergebnis der Studie von Bagatini et al. (2023): Bei Kleidung wählten Kunden ein Hemd, wenn sie nach ihrer Präferenz gefragt wurden – also in der ersten Vergleichsphase. 

Doch beim tatsächlichen Kaufwunsch entschieden sie sich für das Hemd am Model – ein klarer Beleg für die unterschiedlichen kognitiven Prozesse in den zwei Phasen.


Praktische Umsetzung für Ihre Online-Präsenz

Diese Erkenntnisse lassen sich direkt in Ihre digitale Marketingstrategie integrieren:

Für Produktdetailseiten:

  1. Erstes/Hauptbild: Verwenden Sie ein isoliertes, freigestelltes Produktbild auf neutralem Hintergrund
  2. Folgebilder: Zeigen Sie das Produkt in relevanten Nutzungskontexten
  3. Zusatzbilder: Detailaufnahmen spezifischer Features oder Varianten


Für digitale Produkte:

  1. Erstes Bild: Eine klare, sachliche Darstellung des digitalen Produkts (z.B. Dashboard-Screenshot, E-Book-Cover)
  2. Folgebilder: Menschen, die das Produkt nutzen und davon profitieren
  3. Ergänzend: Visualisierungen der Ergebnisse oder Transformationen durch das Produkt


Für E-Mail-Marketing:

  1. Teaser-E-Mail: Isolierte Produktbilder, die Interesse wecken
  2. Follow-up-E-Mail: Kontextbilder, die emotionale Verbindungen schaffen und den Kaufwunsch verstärken


Besondere Anwendung bei digitalen Produkten

Als Anbieter digitaler Produkte stehen Sie vor einer besonderen Herausforderung: Ihre Angebote sind immateriell und daher schwerer vorstellbar. Hier ist die richtige Bildstrategie noch wichtiger:

  1. Isolierte Darstellung: Zeigen Sie zunächst klar, was Ihr digitales Produkt ist (Interface-Screenshot, Kursübersicht, etc.)
  2. Kontext hinzufügen: Visualisieren Sie dann, wie Menschen mit Ihrem Produkt arbeiten und welche Ergebnisse sie erzielen
  3. Transformation darstellen: Demonstrieren Sie die positive Veränderung, die Ihr Produkt bewirkt

Diese Sequenz hilft, das abstrakte digitale Produkt zu konkretisieren und seinen Wert greifbar zu machen.



Fallbeispiel: Wie ein Online-Kursanbieter seine Conversion um 27% steigerte

Ein Einzelunternehmer, der Online-Kurse für Digitales Marketing anbietet, implementierte diese Strategie mit beeindruckenden Ergebnissen:

Vorher: Seine Landingpage zeigte zuerst Bilder von zufriedenen Kursteilnehmern, gefolgt von Screenshots der Kursplattform.

Nachher: Er änderte die Reihenfolge, zeigte zuerst übersichtliche Screenshots des Kursinhalts und der Plattform, gefolgt von Bildern zufriedener Teilnehmer.

Ergebnis: Die Conversion-Rate stieg um 27%, ohne dass er Inhalte oder Preise veränderte – allein durch die optimierte Bildsequenz.


So setzen Sie dies sofort um

Um diese Erkenntnisse direkt anzuwenden:

  1. Überprüfen Sie Ihre aktuellen Produktseiten: In welcher Reihenfolge zeigen Sie Ihre Bilder?
  2. Stellen Sie sicher, dass das erste Bild immer ein isoliertes Produktbild ist
  3. Folgen Sie mit kontextuellen Bildern, die das Produkt in Anwendung zeigen
  4. Testen Sie Ihre Änderungen mit A/B-Tests oder durch Beobachtung der Conversion-Rate


Kleine Änderung, grosse Wirkung

Die richtige Reihenfolge Ihrer Produktbilder ist eine der einfachsten und gleichzeitig effektivsten Optimierungen, die Sie vornehmen können. Sie erfordert keine teuren Werkzeuge, keinen komplexen Relaunch Ihrer Website und keine Preisanpassungen – nur ein Verständnis davon, wie Ihre Kunden Kaufentscheidungen treffen.

Indem Sie Ihre Produktbilder entsprechend des natürlichen kognitiven Prozesses anordnen – erst rationale Bewertung mit isolierten Bildern, dann emotionale Verbindung mit Kontextbildern – schaffen Sie eine optimale Customer Journey, die zu mehr Conversions führt.


Quellen in Englisch:

  • Lee, J.E., Shin, E., & Kincade, D.H. (2024). Der Effekt der Präsentationsreihenfolge von Produktbildern auf die mentale Bildverarbeitung und Kaufabsicht von Konsumenten. Journal of Product & Brand Management.
  • Bagatini, F.Z., Rech, E., Pacheco, N.A., & Nicolao, L. (2023). Können Sie sich vorstellen, dieses Produkt zu tragen? Verkörperte mentale Simulation und Attraktivität in E-Commerce-Produktbildern. Journal of Research in Interactive Marketing, 17(3), 470-490.

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