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15 May
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Im Online-Business ist die Fähigkeit, potenzielle Kunden zur aktiven Auseinandersetzung mit Angeboten zu bewegen, ein zentraler Erfolgsfaktor. Die Psychologie der Wahl bietet hierfür einen effektiven Ansatz: Schon eine kleine, unverbindliche Auswahl aktiviert die Entscheidungsbereitschaft und steigert die Kaufwahrscheinlichkeit. 

Dieser Bericht zeigt, wie Einzelunternehmer diese Erkenntnisse gezielt im Content-Marketing einsetzen können.


Wissenschaftlicher Hintergrund

Entscheidungsmentalität und Kaufbereitschaft

Studien belegen, dass Menschen nach einer ersten einfachen Wahl – etwa zwischen zwei relevanten Optionen – eher bereit sind, weitere Entscheidungen zu treffen, einschliesslich eines Kaufs. 

Xu & Wyer (2008) fanden heraus, dass bereits die Aufforderung zu einer simplen Wahl (z.B. zwischen zwei Produktvarianten) die Kaufabsicht signifikant erhöht. Die erste Wahl überspringt die Frage „Ob ich kaufe?“ und führt direkt zur Frage „Was soll ich kaufen?“.


Visuelle Auswahlmöglichkeiten verstärken den Effekt

Townsend & Kahn (2014) zeigen, dass visuelle Auswahloptionen (z.B. Produktbilder, Icons, Farbkacheln) besonders wirksam sind. Sie erleichtern die Entscheidungsfindung und fördern die Aktivierung der Kaufbereitschaft.


Praktische Umsetzung im Online-Business


1. Einstieg mit einer relevanten Wahl

  • Lassen Sie Besucher auf Ihrer Website oder in Ihrem Content zwischen zwei oder drei für Ihr Angebot relevanten Optionen wählen, z.B.:
    • „Interessieren Sie sich mehr für Einsteiger- oder Profi-Tipps?“ (Content-Marketing/Beratung)
    • „Welches Design spricht Sie mehr an: Modern oder Klassisch?“ (Webdesign)
    • „Bevorzugen Sie Online-Workshops oder persönliche Beratung?“ (Dienstleistungen)


2. Visuelle Darstellung nutzen

Setzen Sie Bilder, Icons oder Farbkacheln ein, um die Auswahl greifbar und ansprechend zu machen.

  • Beispiel: Ein Online-Shop zeigt zwei Produktbilder und bittet den Nutzer, eines auszuwählen, bevor das Sortiment angezeigt wird.
  • Beispiel: Ein Newsletter beginnt mit einer kurzen Umfrage: „Welche Themen interessieren Sie: Social Media oder Suchmaschinenoptimierung?“ – mit passenden Icons.


3. Content-Marketing gezielt steuern

  • In Blogartikeln oder Newslettern können Sie kleine Entscheidungsfragen einbauen („Welcher Tipp war für Sie hilfreicher?“).
  • Nutzen Sie interaktive Content-Elemente wie Quizze oder Entscheidungsbäume, um die Nutzer in die „Was soll ich wählen?“-Mentalität zu bringen.


4. Auswahl nicht überladen

  • Zu viele Optionen führen zu Entscheidungsparalyse. Zwei bis drei Alternativen sind optimal, um Entscheidungsfreude zu fördern und Überforderung zu vermeiden.


Beispiele aus dem Online-Business

  • SaaS-Anbieter:
    Zeigt neuen Website-Besuchern zwei Anwendungsfälle („Projektmanagement“ oder „Team-Kommunikation“) zur Auswahl, bevor das Produkt vorgestellt wird.
  • Online-Kursplattform:
    Lässt Nutzer zwischen „Anfänger“ und „Fortgeschrittene“ wählen, um passende Kurse anzuzeigen.
  • Content-Marketing:
    Startet einen Blogartikel mit einer Entscheidungsfrage („Sind Sie Team Homeoffice oder Team Büro?“) und bietet anschließend passende Inhalte an.


Die gezielte Aktivierung der „Was soll ich wählen?“-Mentalität ist ein aktuelles und wissenschaftlich belegtes Instrument, um Kunden im Online-Business zur Handlung zu bewegen. Einzelunternehmer profitieren davon besonders, wenn sie

  • kleine, relevante Auswahlmöglichkeiten bieten,
  • diese visuell ansprechend gestalten,
  • und die Auswahl auf zwei bis drei Optionen begrenzen.

So wird aus dem „Ob“ ein „Was“ – und die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs steigt signifikant.


Quellen in Englisch:

  • Xu, A. J., & Wyer Jr, R. S. (2008). The comparative mind-set: From animal comparisons to increased purchase intentions. Psychological Science, 19(9), 859-864.
  • Townsend, C., & Kahn, B. E. (2014). The “visual preference heuristic”: The influence of visual versus verbal depiction on assortment processing, perceived variety, and choice overload. Journal of Consumer Research, 40(5), 993-1015.
  • Xu, A. J., & Wyer Jr, R. S. (2007). The effect of mind-sets on consumer decision strategies. Journal of Consumer Research, 34(4), 556-566.



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