Der Hype um generative KI ist unübersehbar. Täglich versprechen neue Tools, komplexe kreative Projekte auf Knopfdruck zu ermöglichen, ein verlockendes „KI-Klickspiel“.
Doch was passiert, wenn man dieser Technologie eine echte Geschichte erzählen lässt, zentriert um ein technisches Produkt, das nicht jeder kennt?
Was, wenn die Aufgabe nicht nur „erstelle ein Video von einem Flugzeug“ lautet, sondern „erzähle die Geschichte der Pilatus PC-6 als Schutzengel der Nashörner“?
Genau das war unser Experiment: die Erstellung eines kompletten Werbespots für dieses Nischen-Flugzeug, ein Symbol für Robustheit und Hoffnung. Ein Projekt, für das wir vorab sogar die offizielle Genehmigung der Pilatus Flugzeugwerke einholten.
Dieser Erfahrungsbericht teilt die überraschenden und oft ungeschönten Lektionen, die gelernt wurden, als kreative Vision auf die harte Realität der KI-Tools von Mitte 2024 traf.
Das Kernproblem ist einfach: Während KI-Tools mit bekannten Objekten wie Autos oder Modeprodukten gut umgehen können, scheitern sie oft an der präzisen Geometrie eines spezifischen Flugzeugs wie der Pilatus PC-6.
Die Trainingsdaten reichen schlicht nicht aus, um den Helden der Geschichte, den „Schutzengel“, korrekt darzustellen und sind oft bizarr und unbrauchbar.
Die Erkenntnis daraus ist klar: Menschliches Feingefühl und ein kritisches Auge sind unerlässlich. Die Aufgabe besteht nicht nur im Prompten, sondern vor allem darin, aus den vielen „Halluzinationen“ der KI die wenigen gelungenen Momente herauszufiltern, die der Vision dienen.

Die Annahme, KI-Kreation sei quasi kostenlos, ist ein Trugschluss. Allein die reinen Projektkosten für die eingesetzten Tools beliefen sich auf ca. 167 $.
Weit schwerer wiegt jedoch der massive Zeitaufwand für dieses Solo-Projekt betrug ca. 24 Stunden reine Arbeitszeit mit den KI-Tools an nur 3 Tagen (ohne die Vor- und Nachbereitungen). Der eigentliche Aufwand liegt also nicht in den Abokosten, sondern in den unzähligen Stunden des Ausprobierens, Verwerfens und Neugenerierens.
So wurde beispielsweise auch das Tool Lensgo getestet, dessen Ergebnisse sich jedoch als komplett „unbrauchbar“ erwiesen – ein weiterer Umweg, der Zeit und Nerven kostete. Das erfordert eine enorme Frustrationstoleranz und die Bereitschaft, viele Irrwege zu gehen.
Der Erfolg des Projekts beruhte nicht nur auf einen perfekten Prompt, sondern auf bewussten menschlichen Entscheidungen, die die Defizite der KI korrigiert oder ihre Stärken gezielt ergänzt haben. Der Mensch agiert hier nicht als Befehlsgeber, sondern als Kurator, Regisseur und finaler Qualitätsmanager.
Zwei Beispiele zeigen dies deutlich:
Die Lektion: Die menschliche Nachbearbeitung entscheidet über die endgültige Qualität.
Die Motivation hinter diesem anspruchsvollen Projekt war nicht, bekannte KI-Ästhetiken zu reproduzieren. Es war die Freude daran, Lösungen für „knifflige Herausforderungen“ zu finden, wie die Darstellung eines Flugzeugs als Heldengestalt, eine Idee, die weit entfernt von gängigen KI-Datensätzen liegt.
Dieser Ansatz ist ein klarer Gegenentwurf zum reinen „Nachmachen“ von Trends.
Es geht darum, die Technologie als Werkzeug zu nutzen, um etwas Neues zu schaffen, gerade weil es keine einfache Vorlage dafür gibt.
Manuela Frenzel / AI Prompterin & Konzepterin fasst diese Haltung treffend zusammen: Dort, wo die KI keine Vorlage kennt, beginnt meine Arbeit.
Dieser Erfahrungsbericht ist ein ehrlicher „Zeitstempel“ für den Stand der generativen Video-KI Mitte 2024. Er zeigt beeindruckende Möglichkeiten, aber auch klare Grenzen.
Es ist wichtig zu betonen, dass sich die Technologie rasant weiterentwickelt; viele der hier genannten Tools haben im Jahr 2025 bereits mehrere Updates erhalten, die einige dieser Hürden möglicherweise überwinden.
Die zentrale Botschaft bleibt jedoch bestehen: Trotz der technischen Herausforderungen beweist dieses Projekt, dass ein kreativer Solo-Unternehmer ohne grosses Team und ohne Agentur beeindruckende Ergebnisse erzielen kann.
Das Resultat ist natürlich nicht mit einer millionenschweren Coca-Cola-Kampagne vergleichbar, aber es ist ein starker Beweis für die zunehmende Demokratisierung der kreativen Produktion.
Das wirft eine entscheidende Frage für die Zukunft auf: Wenn die Technologie immer besser und zugänglicher wird, was wird dann die entscheidende Fähigkeit sein, die den kreativen Menschen auch in Zukunft unersetzlich macht?
| Bereich | Kosten in USD / EUR | 
|---|---|
| Runway (Jahreslizenz + Credits) | 144 $ + 100 $ (Projekt) | 
| Luma (Jahreslizenz) | 287,90 $ (anteilig ca. 4,60 $) | 
| Lensgo (Jahreslizenz) | 264 $ | 
| ElevenLabs (Monatsabo) | 23,87 $ | 
| Topaz Video AI (Jahreslizenz) | 299 $ | 
| Cyberlink Director Suite 365 | 174,96 € | 
| Arbeitszeit (unbezahlt) | ca. 24 Stunden in 3 Tagen | 
Gesamtkosten für Tools (ohne Zeitaufwand): ca. 167,47 $ für dieses Projekt allein.
YouTube: AI Ads Projekt 2024: Pilatus PC 6 Projekt - AI Meilensteine für Bild und Video