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06 Aug
06Aug

Referenztext: Wirtschaft & Technik; Sie-Form

Google übernahm die Selektions- und Vermittlungsfunktion an der Schnittstelle zwischen öffentlicher und individueller Kommunikation. Sie ermöglichte den Zugang zu schwer und nicht zugänglichen Informationen und erweiterten so den Horizont der rein menschlichen Suche.[1] 

Welche Suchmaschinen gibt es neben Google?

Google dominiert den Markt und verdient mit den Daten der Internetnutzer Milliarden. Gefährlich ist nicht, dass die Nutzer-Daten gesammelt werden, sondern was mit ihnen gemacht wird. Alle Daten werden über Jahre gespeichert.

Daten, die eventuell in einer prekären Situation, z. B. bei einer Anklage, völlig aus dem Zusammenhang gerissen werden und so gegen den Nutzer verwenden werden könnten. 

Ein anderes Beispiel Arbeitssuche, denn Arbeitgeber «googeln» neue Mitarbeiter.

Informierte Nutzer verwenden aus diesem Grund private Suchmaschinen, die persönliche Daten nicht verwenden. Oder sie nutzen VPN[2], mit dem ihre IP-Adresse (ihr Standort) versteckt wird.

Es ist eine Massnahme von vielen, um sich vor Datenkraken und Hackern zu schützen.


Was gibt den Betreibern der Suchmaschinen Macht?

Sie entscheiden, was ein Nutzer zu seiner Suchanfrage zu sehen bekommt, verstärkt durch die Entscheidung, an welcher Stelle und in welcher Darstellungsform die Ergebnisse angezeigt werden.[3]


Vermitteln Suchmaschinen verzerrte Inhalte zu aktuellen Themen?

Die Suchmaschinenverzerrungen ergeben sich aus drei Bereichen: Indexierungs- und Suchalgorithmen einer Suchmaschine, Anbieterverhalten (Suchmaschinenoptimierung) und Nutzerverhalten (Nutzer reizen die Möglichkeiten der Suchmaschine nicht aus), Einflussnahme der Suchmaschinenbetreiber.[4]

Frankreichs Armee und Parlament nutzen Qwant statt Google. „Für uns geht es um die Bürger, und die Bürger haben das Recht auf Privatsphäre“, sagt Eric Leandri, Vorsitzender von Qwant mit Sitz in Paris.

Er sehe deutliche Unterschiede zur Einstellung auf der anderen Seite des Atlantiks. Dort würden Internet-User vielmehr als Kunden gesehen, deren Rechte von den mit Tech-Unternehmen geschlossenen Nutzungsvereinbarungen bestimmt würden.[5] Qwant speichert keine Cookies.


Alternative Suchmaschinen zu Google mit bestem Datenschutz

  • DuckDuckGo

DuckDuckGo ist eine Alternative aus den USA, die hohen Datenschutz verspricht. Die Suchergebnisse werden aus einigen hundert Quellen zusammengetragen, darunter auch Wikipedia, Bing oder die russische Suchmaschine Yandex.[6]

  • Startpage 

Die diskreteste Suchmaschine der Welt. Laut Stiftung Warentest.[7]Weitere empfehlenswerte Suchmaschinen und Metasuchmaschinen[8] sind:

  • Qwant

Qwant ist eine Suchmaschine, welche vom gleichnamigen französischen Unternehmen entwickelt wurde und mit strengen Datenschutzbestimmungen wirbt. Axel Springer SE ist seit 2014 zu 20 % an Qwant beteiligt.[9]

  • Metager

Die Suchmaschine des gemeinnützigen Vereins SUMA-EV liefert seit vielen 1996 Suchtreffer verschiedener Dienste. Die Meta-Suchmaschine fragt 50 Suchmaschinen gleichzeitig ab. Es handelt sich um eine Kooperation mit der Universität Hannover. Datenschutz und Privatsphäre.[10]

  • eTools.ch

eTools.ch ist eine Schweizer Metasuchmaschine, die bis zu 12 Quellen abfragt. Darunter Bing, Google, DuckDuckGo und Yandex, also einige bekannte Dienste. Der Dienst finanziert sich über ein eigenes, context-sensitives Anzeigen-System ähnlich Google Ads.[11]

  • Mojeek

Aus dem Englischen übersetzt-Mojeek ist eine Web-Suchmaschine mit Sitz in Großbritannien. Die von Mojeek bereitgestellten Suchergebnisse stammen aus einem eigenen Index von Webseiten, die durch Crawlen des Webs erstellt wurden.[12]

  • Exalead

Exalead ist eine europäische Suchmaschine aus dem Quaero-Projekt der EU, in das seit 2008 viele 100-Millionen Euro geflossen sind. Heute wird die Suchmaschine von Dassault Systèmes fortbetrieben.[13]


Für Journalisten, Schüler, Studenten und Interessierte bieten sich spezielle Suchmaschinen für Recherche-Aufgaben an

  • Wolfram Alpha

Wolfram|Alpha ist eine wissenschaftliche Suchmaschine mit KI[14]. Sie findet Daten, rechnet, analysiert und stellt anschaulich dar. Klicken Sie sich von der Startseite durch viele spannende Beispiele.

  • CiteSeerX

CiteSeerX durchsucht wissenschaftliche Literatur. Die Suchmaschine wird entwickelt und betrieben von der Pennsylvania State University.

  • News Reader

Eine Nachrichten-Suchmaschine, die offenbar von einem Auswanderer betrieben wird. Mit Sitz in Dubai ist das Leistungsschutzrecht für Presseverlage kein Hindernis.

  • Creative Commons Suchmaschine

Diese Suchmaschine ist eher ein Suchformular für verschiedene Dienste. Von hier gelangt man zu verschiedenen Suchmasken, kann damit frei verfügbare Bilder und andere Medien finden.

  • TinEye

TinEye (frei übersetzt “Blechauge”) ist eine Rückwärts-Bildersuche mit Sitz in Kanada. Man gibt die URL eines Bildes ein oder lädt das Bild hoch. Tineye findet Orte, an den das Bild im Netz aufgetaucht ist. Eine tolle Alternative zur Rückwärtssuche der Google-Bildersuche.

  • Paperball

Paperball ist eine deutsche News-Suchmaschine. Bekannt wurde sie 2003 mit dem Paperball-BGH-Urteil. Der BGH stellte fest, dass die Verlinkung von Newsartikeln mit direkten Links (Deeplinks) rechtens ist.

  • https://offshoreleaks.icij.org/

Für investigativen Journalismus. Finden Sie heraus, wer hinter mehr als 785.000 Offshore-Unternehmen, Stiftungen und Trusts aus den Untersuchungen zu Panama Papers, Offshore, Leaks, Bahamas Leaks und Paradise Papers steht.


Tipps für Ihre Recherche

Verlassen Sie sich nicht nur auf die Auswertung einer Suchmaschine, denn das könnte Ihre Sichtweise verzerren.

Nutzen Sie die Möglichkeit in einer anderen Sprache zu suchen, um zu überprüfen, wie es sich auf das Suchergebnis auswirkt.

  1. Prüfen Sie, ist der Schreibende ein Experte auf dem Gebiet?
  2. Stimmen die Quellenangaben?
  3. Ist ein Impressum vorhanden?
  4. Ist das Datum der Webseite aktuell?
  5. Sind die Berichte objektiv geschrieben?


Persönliche Meinungen oder subjektive Informationen können ein Hinweis für unseriöse Quellen sein.


Prüfen Sie die Aktualität der Webseite, auf der Sie sich informieren. Am sichersten sind die Webseiten mit einem geschlossenen Schloss in der Eingabezeile .

Google erfasst Daten der Internetnutzung, den Zugriff auf Bilder und Videos, Termine, Aufenthaltsorte, persönliche Kontakte, Bewegungsprofile und Nutzungsgewohnheiten.

Google kann potenziell geplante und tatsächliche Kaufhandlungen erfassen, auf die Häufigkeit und die Art sportlicher Aktivitäten sowie auf über Apps erfasste Gesundheitsdaten zugreifen. Es können Rückschlüsse auf die physische und psychische Gesundheit, die politische Meinung, die finanziellen Möglichkeiten der Nutzer/innen gezogen werden.

Darüber hinaus müssen Suchmaschinen-Anbieter ihre Funktionsweisen und die ständigen Modifikationen ihres Angebots intransparent halten, um „plausible und subjektiv relevante Ergebnisse generieren zu können, die das Vertrauen der Nutzer begründen“[15].

So sichern sich Suchmaschinen-Anbieter gegenüber ihren Wettbewerbern oder anderen externen Interessengruppen ab[16] und versuchen, Beeinflussungsversuche zu minimieren.

Das ist eine Gratwanderung: „Die unklare Arbeits- und Funktionsweise durch die notwendige Geheimhaltung der Algorithmen und die technische Selektion auf Basis einer extensiven und zudem intransparent erfolgenden Datensammlung stehen dem Vertrauen der Nutzer entgegen“[17][18].

Dieser Bericht ist eine Momentaufnahme der alternativen Suchmaschinen, die ich für Sie recherchiert habe.


Vielleicht kennen Sie noch eine Suchmaschine, die im Artikel nicht aufgeführt ist? 

Quellen:

[1] Rieder 2005:29f.

[2] Virtuelles privates Netzwerk

[3] https://www.researchgate.net

[4] http://eprints.rclis.org/29484/1/YIS_1_2016_13_Guenther.pdf

[5] https://www.neuepresse.de

[6] https://duckduckgo.com/

[7] https://www.startpage.com/de/

[8] Metasuchmaschinen durchsuchen gleichzeitig mehrere einzelne Suchmaschinen.

[9] https://about.qwant.com/de/

[10] https://metager.de/

[11] https://www.etools.ch

[12] https://www.mojeek.com/

[13] https://www.unbubble.eu/ (Diese Suchmaschine wurde im März 2019 geschlossen).

[14] KI = Künstliche Intelligenz

[15] Brückerhof 2019: 213

[16] Brückerhof 2019: 214–216

[17] Brückerhof 2019: 213 

[18] https://slub.qucosa.de