Ein ehrlicher Blick auf unternehmerische Entscheidungen im Zeitalter von Gratis-Kultur und KI-Massenware
Eine Community zu führen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen: für Inhalte, für Menschen, für Räume. Doch nicht jedes Thema, nicht jede Zeit und nicht jedes Geschäftsmodell ist dafür geeignet. Vor allem dort, wo geisteswissenschaftliches Wissen und KI-Kompetenz zunehmend als kostenloser Content konsumiert werden, droht Community-Arbeit zur Einbahnstrasse zu werden.
Wir arbeiten an der Schnittstelle zwischen Künstlicher Intelligenz und geisteswissenschaftlichem Denken. Unsere Inhalte fordern Reflexion, Kontext, Verantwortung. Sie entstehen nicht nebenbei – sondern aus jahrzehntelanger Erfahrung und täglicher Recherche.
Community hingegen lebt von ständiger Interaktion. Von Reaktion, Feedback, Moderation. Doch genau das steht im Widerspruch zu dem, was unsere Themen brauchen: Raum, Stille, Differenzierung. Deshalb fragten wir uns: Ist eine Community der richtige Ort für substanzielle Inhalte?
Seit dem Aufkommen von KI-Tools beobachten wir einen schleichenden Trend: Menschen konsumieren Wissen, als wäre es eine Dienstleistung. Eine Chat-Eingabe ersetzt kein Studium. Ein KI-generierter Text keine reflektierte Haltung. Doch genau diese Erwartung spiegelt sich in vielen Communities wider: Täglich Fragen, täglich Antworten – kostenlos, sofort, endlos. Dabei gerät aus dem Blick, dass Expertise nicht vom Himmel fällt. Und dass sie auch nicht endlos lieferbar ist.
Wir sprechen mit Menschen, die kritisch denken wollen und reflektieren anstatt zu kopieren. Die bereit sind, unbequeme Fragen zu stellen. Die nicht nach schnellen Lösungen suchen, sondern nach Perspektiven. Diese Menschen lesen lieber still, schreiben persönliche Nachrichten oder buchen ein Einzelgespräch. Sie suchen keine Bühne – sie suchen Substanz. Unser Format: zwei Blogs. Klar fokussiert. Persönlich kuratiert.
Eine Community lebt von Gegenseitigkeit, von Resonanz und von Wertschätzung. Doch in vielen Bereichen, in denen wir arbeiten – Ethik, professionelle Texte mit Fachkompetenz, Künstliche Intelligenz als Sparringspartner und nicht vollautomatisiert, digitales Publizieren mit Konzept und psychologisch durchdacht – zeigt sich ein anderes Bild: hohe Ansprüche, geringe Bereitschaft zur Beteiligung, kaum Zahlungsbereitschaft. Das ist eine Feststellung. Und ein Grund, warum wir heute sagen:
Jetzt ist nicht der richtige Moment.
Die erfolgreichen Communities, die wir kennen, basieren nicht auf Einzelarbeit. Sie werden von Teams getragen – oft dezentral, international, auf Freelancer-Basis. Das ist legitim. Aber auch komplex. Denn was nach Flexibilität aussieht, bedeutet in der Praxis: Honorare, Verfügbarkeitsplanung, rechtliche Klarheit über Grenzen hinweg – und doppelte Absicherung. Für jeden zuverlässigen Freelancer braucht es ein Backup. Wer krank wird, ausfällt, aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht mehr verfügbar ist – bringt das System ins Wanken.
Dazu kommen Wechselkursrisiken, wachsende regulatorische Unsicherheiten, verschärfte Compliance-Fragen. In Zeiten globaler Spannungen, Handelskonflikte oder digitaler Überwachung ist internationale Teamarbeit kein Selbstläufer mehr.
Wir haben uns gefragt: Wollen wir unsere Energie in die Absicherung eines Systems stecken, das permanent im Hintergrund arbeiten muss?
Oder stecken wir sie lieber in Inhalte, Austausch und Entwicklung mit unseren Kunden und Lesern?
Wir haben uns für Letzteres entschieden. Für Konzentration auf das Wesentliche.
Unsere Motivation, eine Community aufzubauen, kam nicht aus Berechnung. Sie war getragen von Verantwortung. In einer Zeit, in der Budgets schrumpfen, Unternehmen schliessen oder auswandern, wollten wir etwas anbieten, das Bestand hat – zu einem Betrag, der fair und machbar ist: 99 CHF im Jahr.
Weil wir annahmen, dass eine Community mit persönlichem Zugang zur Inhabern, fundierter KI-Expertise und geisteswissenschaftlicher Tiefe als wertvoll erkannt wird. Doch das Gegenteil trat ein. Die Anfragen kamen – viele. Doch fast alle mit einem Zusatz:
„Gibt es die Möglichkeit, kostenlos mitzumachen?“
Das zeigte uns: Der Kontakt zum Inhaber, die Expertise, die Begleitung – sie wurden nicht gesehen. Stattdessen herrschte die Vorstellung, alles Wesentliche gebe es doch ohnehin schon kostenlos im Netz.
Was übersehen wird:
Wir bieten keine Wissenshäppchen – wir bieten Orientierung (Frage = Antwort), Aktualität und kritisches Denken. Genau das unterscheidet persönliche Expertise von generischem Content.